„Am Proletariat herrscht heute ein Manko“ – "Die Baugrube" übersetzen. Gabriele Leupold im Gespräch mit Christiane Körner
Russische Lesung: Eugene Ostashevsky
Wer Platonow im Original liest, kann sich dem Reiz dieses seltsamen literarischen Idioms nicht entziehen: Es ist ein hochkomplexes, innovatives, fast „ausländisch“ klingendes Russisch, ein Amalgam aus der Rede einfacher Menschen, Parteikauderwelsch und Propaganda und einer mit philosophischen und religiösen Begriffen angereicherten Sprache. Charakteristisch ist das Ineinander von Erzähler- und Figurenrede. Ungewöhnliche Satzstellung, irreguläre Grammatik, schiefe Lexik – Platonow verbiegt die Sprache und macht sie zum Instrument der Erkenntnis.
Die Übersetzung muss sich auf der Höhe der intensiven philologischen Forschung und des sprachlichen Repertoires der deutschen Literatur seit dem Expressionismus bewegen. Viele Arbeiten werfen ein neues Licht auf die Texte, ob es nun um die Analyse der grammatikalischen Kühnheiten bei Platonow geht oder um die „Verdichtung“ als Eigenheit seines Erzählens. Christiane Körner, Übersetzerin und Publizistin, spricht mit ihrer Kollegin über das Wagnis, ein solches Werk ins Deutsche zu bringen.