Utopie und Gewalt. Werk und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow (1899–1951)

Die Oktoberrevolution von 1917 bildete den Ausgangspunkt für einen utopischen Gesellschaftsentwurf, der in die Entfesselung politischer und gesellschaftlicher Gewalt mündete. Die Grundlagen für die staatliche Diktatur und die systemimmanente Gewalt wurden Ende der 1920er Jahre gelegt.
Dazu gehören der erste Fünfjahresplan, die gewaltsame Industrialisierung des Landes, die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und die Vernichtung der vermeintlichen Kulaken.

Der sowjetische Schriftsteller Andrej Platonow (1899–1951) gilt als literarischer Chronist und unbestechlicher Beobachter dieser Entwicklungen. Sein Werk spiegelt die Atmosphäre einer Epoche wider, die von Utopien und Prophezeiungen einer künftigen neuen Welt geprägt war. Nachdem er den Zorn Stalins erregt hatte, konnten seine bedeutendsten Romane, Tschewengur (1927–28) und Die Baugrube (1930) zu seinen Lebzeiten nicht mehr erscheinen. Erst Ende der achtziger Jahre, mit dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion, setzte seine Wiederentdeckung ein. Joseph Brodsky stellte ihn auf eine Stufe mit Joyce, Musil und Kafka.

Dennoch ist Andrej Platonow in Deutschland weit weniger bekannt geworden als seine russischen Zeitgenossen Isaak Babel oder Michail Bulgakow.
Und obwohl einige seiner wichtigsten Romane und Erzählungen mehrfach ins Deutsche übersetzt wurden, gibt es bisher nur einen kleinen Kreis von Leserinnen und Lesern, die sich seine Literatur erschlossen haben. Sein Werk inspiriert bis heute Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Bereichen: In Literatur, Musik und Film hat die Auseinandersetzung mit Platonow Spuren hinterlassen.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern widmete die DGO Andrej Platonow, seiner Zeit, seinem Werk und dessen Wirkung von November 2016 bis Januar 2017 eine Konferenz, ein Konzert, eine Filmreihe, mehrere Autorengespräche und ein Themenheft der Zeitschrift Osteuropa. Die Veranstaltungen und die Publikation gewährten Einblick in sein Schaffen, in das politische und gesellschaftliche Gefüge seiner Zeit ebenso wie in die vielschichtige Rezeptionsgeschichte. Platonow ist als europäischer Autor der Moderne zu entdecken, dessen Texte der gnadenlosen Kausalität von Utopie und Gewalt unvergleichliche Präganz und Ausdruckskraft verliehen haben.

Die Veranstaltungsreihe war eine Kooperation der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde mit folgenden Partnern und Förderern: Bundesstiftung für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Ernst von Siemens Musikstiftung, Literaturhaus Berlin, Suhrkamp Verlag Berlin, Weltlesebühne e. V. und Zeughauskino im Deutschen Historischen Museum.


Utopie und Gewalt. Werk und Wirkung des Schriftstellers Andrej Platonow (1899–1951)
 
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