Odinnadcatyj / Das elfte Jahr
UdSSR 1928, R/B / Director/Script: Dziga Vertov; Schnitt / Editor: E. Svilova; K / Camera: M. Kaufman, 53‘ · 35 mm, russ. ZT, dt. UT / Russian Intertitles, German Subtitles
Am Flügel: Eunice Martins, Berlin.
Mit einer Einführung von Christoph Hesse, Berlin.
Ausgehend von dem Leninschen Slogan „Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung“ greift der anlässlich des elften Jahrestags der Oktoberrevolution produzierte Dokumentarfilm am Beispiel der ukrainischen Kraftwerke Dneprostroj und Wolchow nicht nur die folkloristische Bezeichnung der Glühlampe als „Lenins Lämpchen“ auf, er entwirft auch eine mediale Vision von elektrischer Energie. Mit den Einstellungen von Stromschnellen des wilden Dnepr sehen wir, wie Bewegungsenergie zu Elektrizität wird. Die Visualisierung dieses an sich unsichtbaren Prozesses wird über eine spannende Montage gewonnen. Elektrifizierung ist, wie auch Andrej Platonow in seiner Erzählung Die Heimat der Elektrifizierung verdeutlicht, nicht nur ein technologisches, sondern auch ein politisches Programm: von agrarwirtschaftlicher Rückständigkeit hin zu einer neuen industriellen Gesellschaft. Dass Elektrifizierung darüber hinaus auch ein mediales Programm ist, demonstriert dann ein Jahr später der Prolog von Vertovs Der Mann mit der Kamera. Ohne Elektrizität kein Kino. Und ohne Kino kein Traum von einer sozialistischen Gesellschaft.