Seit in der Spätphase der Perestrojka viele Archive zugänglich wurden, ist das Wissen über die „Ordnung des Terrors“ in der Frühphase der Sowjetunion erheblich gewachsen. Die Begeisterung für den kommunistischen Gesellschaftsentwurf mobilisierte breite Schichten der Bevölkerung. Aber auch Gewalt und Terror waren Schlüsselressourcen, mit denen Stalin und die Bolschewiki die Sowjetisierung durchsetzten. Das gilt nicht nur für das Zentrum, sondern auch für die agrarische, vormoderne Peripherie. An der Schwelle zum hundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution sind die Infrastruktur, die Wirtschaft, die Politik und die gesellschaftlichen Praktiken in Russland noch immer vom ambivalenten Erbe dieser spezifischen Moderne geprägt. In seinem Roman Die Baugrube gibt Platonow dem utopischen Impuls und revolutionären Enthusiasmus ebenso Ausdruck wie den Abgründen der Gewalt. Die Ambivalenzen der sowjetischen Modernisierung erfasste dieser Autor früher als andere. Auch darin ist er ein Chronist seiner Zeit.
Die Konferenz ist Teil einer Veranstaltungsreihe zum Werk von Andrej Platonow und dessen Wirkung. Weitere Informationen finden Sie hier.
Konferenz und Publikation werden gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Datum: 01.12., 18:00 Uhr bis 02.12.2016, 17:30 Uhr
Ort: Akademie der KünstePariser Platz 410117 Berlin
Sprache(n): Deutsch, Englisch und Russisch mit Simultanverdolmetschung
Veranstalterin: Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde